Nach gut einem Jahr ist es an der Zeit, ein Résumé zu ziehen, sozusagen eine innere Besichtigung. Weg aus Munster, wo wir viele Jahre gelebt haben, wo unsere Kinder groß geworden sind, wo viele Freunde wohnen, wo man sich kennt, wo man sich auskennt, wo man viele Höhen und Tiefen des Lebens erlebt hat – das war auch aus heutiger Sicht kein einfacher Entschluss. Aber, um das vorweg zu nehmen, wir würden uns immer wieder für das Gleiche entscheiden.
Was ich in der Seite „Idee“ formuliert habe, hat nach wie vor Gültigkeit. Die alte Umgebung ist nach wie vor präsent, wir halten Verbindung zu alten Feunden, das politische und gesellschaftliche Leben in Munster interessiert nach wie vor und unser Mitwirken beim diesjährigen Weinfest der freiwilligen Feuerwehr hat gezeigt, wie eng unsere Beziehungen zu den Freunden in Munster sind. Allein – Heimweh hat sich trotzdem nicht eingestellt. Die Gründe dafür liegen in der neuen Heimat.
Es sind wieder die Menschen, die dem Leben die Würze geben. Wir haben liebe Nachbarn, viele gute Bekannte und neue Freunde gefunden. Wir feiern zusammen, helfen wenn wir gebraucht werden, bangen mit unseren Winzerfreunden um gutes Wetter, leben in und mit der Gemeinde und trauern mit unseren Vertrauten als lebten wir schon immer hier. Die Menschen hier haben es uns leicht gemacht und wir sind dafür sehr dankbar.
Was macht uns besonders Spaß? Radfahren im Rheintal (mal eben zum Eisessen nach Worms oder zum Weinfest nach Mainz), Radfahren im Rheinhessischen Hügelland (Intervalltraining pur), mit den Rheinhessenwalkern die Heimat sportlich erkunden, Wandern im Pfälzerwald, Wandern im Odenwald (der Nibelungensteig wartet noch), Wandern rund um Ludwigshöhe (irgendeine Strauße ist immer auf), mal eben 47 000 Flaschen Wein befüllen, auf dem Hoffest helfen, bei Weinbergsrundfahrten den Traktor fahren, ein Weinseminar, im Rhein Schwimmen gehen oder ganz einfach mal zum Mittagessen zu Wolfgang in die Weinstube. (Liste unvollständig)
Um es kurz zu machen: Heimweh – was ist das und vor allem wonach? Langeweile – geht gar nicht! Arbeit – immer wenn gerufen wird (zur Zeit mache ich in Ludwigshöhe den Wingertschützen, das ist Vogelscheuche auf zwei Beinen mit Ballermann). Wetter – Sibirien ist woanders! Lebensqualität – man muss selbst auch was dazu tun. Menschen – hier ist Lebensart auf Rheinhessisch, die gönnen sich sogar fünf Jahreszeiten! Ja, wir sind angekommen!